Eine Reihe selbsterstellter Comics ist das erstaunliche Ergebnis eines zweimonatigen Projekts der Inklusionsklasse, die seit Beginn des Schuljahres im Fach Wirtschaft unterrichtet wird. Einmal die Woche treffen sich Mittelschüler der 8. Klasse der Schwabmünchner Leonhard-Wagner-Mittelschule mit Förderschülern der Königsbrunner Fritz-Felsenstein-Schule aus dem gemischten Jahrgang der 8./9. Klasse. Alle streben im nächsten Schuljahr den Mittelschulabschluss an.
So ungewöhnlich die Comics im Wirtschaftsunterricht anmuten, so ungewöhnlich ist auch das gemeinsame Lernprojekt von Schülern mit und ohne Behinderung. Doch der erste Blick täuscht. Der zweite Blick offenbart eine ganz normale, entspannte Lernatmosphäre, die die Schüler beider Schulen schätzen. „Wir finden es toll, mit anderen Schülern zu lernen, der Freitag ist der beste Schultag der Woche“, so der 14-jährige Thomas Reith aus Schwabmünchen. Und Selina aus Königsbrunn sagt: „Ich bin froh, einen Tag in einer Regelschule verbringen zu können. Es gibt Schüler unter uns, die sich schon angefreundet haben.“
Neuer Blickwinkel
Heute stellen die Schülerteams ihre Comics und die Geschichte vor, die den Zeichnungen als Vorlage diente. Die Erzählungen stammen von Schülern einer Schule in Ghana, zu der Sabine Mehringer, Fachlehrerin an der Schwabmünchner Mittelschule, privaten Kontakt hat. Die englischsprachigen Texte sind handgeschrieben und mit einem Foto des Autors versehen. „Hier klingen andere gesellschaftspolitische und kulturelle Hintergründe durch, die Auseinandersetzung mit einem fremden Kulturkreis gehört zu unserer globalisierten Welt“, sagt Eva Fiedler, Fachlehrerin an der Fritz-Felsenstein-Schule. Die Auseinandersetzung mit dem „Anderssein“ gelingt hier im Unterricht ganz nebenbei; der Umgang der Schüler untereinander ist geprägt von gegenseitigem Respekt und freundschaftlichem Miteinander.
Erster Schritt in eine inklusive Zukunft
Abseits komplizierter Konzepte hatten sich die Lehrerinnen vor einem Jahr entschlossen, die Inklusionsklasse ins Leben zu rufen. Unterstützt wurden sie dabei von den jeweiligen Schulleitern und auch die Fahrten der Schüler zur Partnerschule konnten finanziert werden. Im ersten Halbjahr waren die Mittelschüler zu Gast im Fritz-Felsenstein-Haus. Für die meisten Schüler war das der erste Kontakt zu Gleichaltrigen mit einer Körperbehinderung. Seit Februar fahren die Felsensteiner zum Unterricht nach Schwabmünchen und fühlen sich dort willkommen. „Wir freuen uns sehr, dass dieses Projekt im nächsten Jahr fortgeführt wird und wir unsere Schüler gemeinsam auf den Mittelschulabschluss vorbereiten können. Außerdem wird künftig der inklusive Unterricht auf den sozialen Wahlzweig ausgeweitet“, so Lehrerin Eva Fiedler.