Max und Nico sprechen nicht viel, doch die Vorfreude ist ihnen anzumerken, als Erzieherin Sandra Donath den Raum abdunkelt. Die beiden Zweitklässler wissen, dass es jetzt „magisch“ wird in der Heilpädagogischen Tagesstätte des Fritz-Felsenstein-Hauses.
Eine große magnetische Leuchttafel ist die einzige Lichtquelle und dient als Unterlage, drum herum liegen unterschiedlich geformte, intensiv leuchtend rote, grüne, gelbe und blaue Bauklötze. Max, einer der beiden Jungen, ist gleich bei der Sache. Eifrig sucht er die passenden Bauklötze zusammen: Dreieckige Bauklötze müssen in dreieckige Formen und quadratische eben in die quadratische Aussparung. „Fertig“, sagt er stolz und strahlt seinen Freund an. Sandra Donath legt eine bunte Folie unter die Schablone und schon wird es für Max und Nico komplizierter: Die beiden sollen nicht nur Formen zuordnen, sondern auch auf die richtige Farbe achten.
Licht für mehr Spielerfahrung
Die Tafel, der sogenannte Litescout, strahlt eine Faszination aus, der sich auch Erwachsene nicht entziehen können. Selbst Nico, der sonst wenig mit Spielmaterialien spielt, lässt sich vom Litescout und den fluoreszierenden Bausteinen in den Bann ziehen. Sie animieren zum Anfassen, Fühlen, Stecken und Stapeln.
Was wie ein leichtes Spiel für Kindergartenkinder aussieht, ist für den achtjährigen Nico und den neunjährigen Max durchaus anstrengend. „Rund ein Drittel unserer Kinder leben, bedingt durch ihre Körperbehinderung, zusätzlich mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Sehschwäche. Sie sehen verschwommen oder nehmen die Umwelt z. B. durch einen trüben, milchig-grauen Schleier wahr“, sagt Sylvia Reichart, die Leiterin des Heilpädagogischen Tagesstätte im FFH. Diesen Kindern fehlen Möglichkeiten und Reize, ihre Umwelt zu erfahren und sich mit ihr auseinanderzusetzen. „Die Entwicklung der Kinder kann dann im Bereich der Motorik und Sensorik deutlich verzögert sein. Die Chance, die wir sehbehinderten Kindern damit bieten können, verdanken wir allein unseren Förderern, die mit ihren Spenden die Anschaffung der Leuchttafel ermöglicht haben“, so die HPT-Leiterin weiter.
Förderung sehbehinderter Kinder
Die Leuchttafel ist eine hervorragende Möglichkeit, um das Sehvermögen der Kinder zu trainieren. Max zum Beispiel schafft es, 10 Minuten lang bei der Sache zu bleiben. „Diese Konzentration bringt er in keiner anderen Spielsituation auf“, so Sandra Donath. Einzelnen Kindern kann die Leuchttafel sogar helfen, das Restsehvermögen zu erhalten. Geschätzt wird der Litescout bei der pädagogischen Förderung sehbehinderter Kinder im FFH auch deshalb, weil er flexibel eingesetzt werden kann. Mit Zubehör, wie Puzzleteilen, die magnetisch auf der Oberfläche haften, können die Spielmöglichkeiten altersgerecht erweitert werden. Und auf Folie gedruckte Bilderbücher erkennen Max und Nico unter Beleuchtung wesentlich besser.